Hintergründe
Interdisziplinäre Grundlagen
Wald
Tiere
Feuer
Fokus Brandenburg
Brand- und Naturschutz schließen sich nicht unmittelbar aus, doch werden Ansätze der Waldbrandprävention in einigen Fällen durch ein hohes Maß an (vermeintlichem) Waldschutz in Brandenburger Kiefernwäldern eingeschränkt. So wird die Technik, Nutztiere gezielt zur Waldbrandprävention einzusetzen, in Waldbrandländern im Mittelmeerraum angewendet, erforscht und gefördert. In Deutschland ist eine solche Form der Waldweide aufgrund historischer Erfahrungen in der Forstwirtschaft umstritten. Waldweide führt nicht zwangsläufig zu einem ökologischen Schaden für den Wald. Besonders in Deutschland erfährt Beweidung zurzeit eine Wiederentdeckung zur Schaffung artenreicher Biotope. (Naturschutzfonds Brandenburg, EU-Life Projekt Trockenrasen)
Brandherde soll ein konstruktiver Beitrag zur Waldbrandvorsorge sein, der zeigen soll, wie gefährdete Siedlungen vor Waldbränden geschützt und gleichzeitig positive Nebeneffekte auf die Biodiversität in Kiefernwäldern erzielt werden können.
Durch die Reduzierung der bodennahen Vegetation durch die Tiere, ist im Falle eines Feuers weniger Brennstoff vorhanden, die vertikale Kontinuität der Vegetation vom Boden in die Kronen wird unterbrochen und es kommt seltener zur Entstehung gefährlicher Vollfeuer. Bodenmaterial wird durch den Tritt der Tiere am Boden verteilt oder eingearbeitet, wodurch die Humusbildung angeregt und Feuer flach gehalten wird. Allerdings bedeutet nicht jede Form der Beweidung automatisch Waldbrandschutz! Der Einsatz muss strategisch und gezielt auf Waldbrandvorsorge ausgerichtet sein. Dabei wird auf innovative Beweidungssysteme aus der Landwirtschaft zurückgegriffen.
Die aktuellen Klimaveränderungen bedeuten für das Feuermanagement auch in Brandenburg ein erhöhtes Waldbrandrisiko und vor allem die Entstehung solcher Vollfeuer. Durch die Transition trockener und warmer Klimate in den globalen Norden treffen Wetterextreme wie lange Trockenperioden auf vegetationsreiche Landschaften. Der Wald in Deutschland ist nicht an solche Klimate angepasst, das Entzündungsrisiko durch vertrocknete Vegetation in Bodennähe wird erhöht. Bäume werfen unter Trockenstress Blätter und vertrocknetes Material ab, es entsteht Totholz. Auch die Stratifikation in Kiefernwäldern verändert sich. Durch erhöhte Temperaturen und eine damit verbundene höhere Stickstoffzufuhr aus der Luft, hauptsächlich verursacht durch intensive Landwirtschaft, wird die Entwicklung der Grasflora in den Wäldern zusätzlich begünstigt. Durch Waldweide würde das Gras kurzgehalten und stellenweise durch die Tiere aufgebrochen, so dass Samen anderer Pflanzen in den Boden gelangen können.
Interdisziplinär: Feuerökologie – Forstwissenschaft – Landwirtschaft – Naturschutz
Das Konzept wurde auf Basis der drei Wissenschaftsgebiete der Feuerökologie, Forstwissenschaft und Landwirtschaft entwickelt. Durch eine konkrete Standortanalyse mit Aspekten aus allen drei Teilbereichen werden sensible Bereiche im Wald vor schadhafter Wirkung durch Nutztiere respektiert und andererseits Risikogebiete, von denen eine direkte Gefahr für Menschen durch Waldbrände ausgeht, hervorgehoben. Genauso wichtig ist die Eignung der Fläche für eine Beweidung aus Sicht des Tiermanagements, um eine entsprechende Infrastruktur zum Tierwohl gewährleisten zu können. Ziel ist es auch integrative Waldbrandprävention mit einem ökologischen Mehrwert durch die Steigerung der Biodiversität mit Beweidung zu erreichen.
Risikogebiete sind vor allem der siedlungsnahe Raum, d.h. siedlungsnahe Waldbereiche. Bestehende Waldbrandpräventionsmaßnahmen für den Schutz von Menschen und Siedlungen sind, falls vorhanden, unter den veränderten klimatischen Bedingungen, oft nicht mehr ausreichend. Der siedlungsnahe Raum steht als „Wildland-Urban-Interface“ im Fokus der internationalen Forschung zum Schutz der Bevölkerung vor Waldbränden.
Anwendungsbereich von Nutztieren zur Waldbrandprävention
- Im ökologischen Trassenmanagement wird eine Beweidung mit Schafen bereits erfolgreich zur Offenhaltung von Elektro- oder Gastrassen eingesetzt.
- Klassische Waldbrandschutzstreifen wirken als Schutz und zur Vermeidung, dass sich Brände ausbreiten können, beispielsweise an Straßen, und müssen aufwendig über Jahre gepflegt werden. Die Bodenvegetation in den Schutzstreifen muss reduziert und kurzgehalten werden. Diese Pflege könnte optimal durch den Einsatz gezielter Beweidung (targeted grazing) in Form von Waldweide erfolgen. Gleichzeitig würden ökologisch wertvolle Übergangsbereich gebildet.
- Weideflächen in Kombination von aufgelichteten Waldstücken können schützende Pufferzonen um Siedlungsgebiete bilden, die als Lichtwald eine ökologisch hochwertige Alternative zu Kahlschlag für baumfreie Waldbrandschneisen bedeuten. Im siedlungsnahen Raum müssen Waldbrände kontrollierbar für die Einsatzkräfte sein, Vollfeuer sollten in Ortsrandlagen vermieden werden, um Katastrophen vorzubeugen.
- Der großflächige Einsatz von Ganzjahresweiden, in Form von Wildnis (Wilde Weiden), an strategisch ausgewählten Orten, kann sinnvoll sein, z.B. auf oder um munitionsbelastende Flächen und Truppenübungsplätzen.
Pufferzonen
Durch Waldbrand gefährdete Siedlungen sind in Brandenburg kein Einzelfall. Neben Waldsiedlungen, in denen bis heute neue Häuser auch aus Holz gebaut werden, gibt es Campingplätze und Ortsrandlagen, die potenziell bei einem Waldbrand in Gefahr sind.
Eine Pufferzone gegen das Feuer um Orte herum, die durch weidende Nutztiere angelegt und freigehalten wird, sorgen in kritischen Situationen eines Waldbrandes für viel Sicherheit der Einwohner. Die Kontinuität des Brennmaterials wird zum Ortsrand unterbrochen. Das Brandverhalten wird für Einsatzkräfte kontrollierbar.
Als präventive Maßnahme, könnte die Gestaltung von Weideflächen mit aufgelichtetem Baumbestand und integrierter Waldweide zu einer weniger drastischen und ökologisch wertvolleren Alternative zu baumfreien Waldbrandschneisen gestaltet werden, um effektiv die Intensität des Feuers bis zum Ortsrand deutlich abzuschwächen.
- Einen Schutzstreifen zu bilden, der eine klare Unterbrechung zwischen Wald und Siedlung darstellt, sodass ein direktes Übergreifen des Feuers auf den Innenbereich einer Siedlung verhindert wird.
- Die Intensität eines möglichen Feuers wird durch die Pufferzone deutlich abgeschwächt, sodass auf der Ortsseite eine Kontrolle des Feuers auf einer sicheren Freifläche durch Feuerwehreinsatzkräfte möglich wird.
- In Ortsrandlagen innerhalb der Pufferzone befinden sich für die Anwohner und die Einsatzkräfte gut erreichbare großflächige Sicherheitszonen.
- baumfreien Weideflächen (Grünland), die direkt an der Ortsgrenze anliegend verlaufen,
- halboffenen Weideflächen mit aufgelichtetem Baumbestand, frei von Unterholz und
- einer Waldweide im daran angrenzenden Wald.
- einer Weidetierhaltung, die ethologische Ansprüche der Tiere berücksichtigt,
- als auch einer klaren Unterbrechung zwischen Brennmaterial des Waldes und der Ortschaft,
- sowie die Abschwächung der Intensität eines Feuers durch die stufenweise Entnahme der Vegetation bis zum Grünland als Freifläche, an der dann ein sicherer Löschangriff möglich ist.