Juliane Baumann bei einem brand in Katalonien

Herangehensweise

Waldbrandprävention dient nicht nur dem Wald-, Natur- oder Klimaschutz, sondern bedeutet in erster Linie den Schutz von Menschen.

Wofür ich brenne

Ich habe mir zur Aufgabe gemacht bereits bestehende Kenntnisse und Erfahrungen, insbesondere aus dem nordspanischen Autonomiegebiet Katalonien zu übersetzen und in Deutschland zu publizieren. Dabei möchte ich, mit dem Blick auf Brandenburg, besonders der Waldbrandvorsorge viel Aufmerksamkeit schenken und beratend bei der Umsetzung zur Seite stehen.

Die Gefahr durch Brände nicht nur für unserer Wälder und der Offenlandschaft, sondern vor allem der darin eingebetteten Siedlungen, ist auch in Deutschland ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt. Einsatzkräfte der Feuerwehr und Anwohner in Waldgebieten sind unter den „neuen“ klimatischen Bedingungen und den unzureichenden Schutzmaßnahmen, einem großen Risiko ausgesetzt. Katastrophenartige Waldbrände, bei denen Menschen sterben, kommen auch in waldbranderfahrenen Ländern immer wieder vor. 

Der Klimawandel und Kiefermonokulturen werden verantwortlich gemacht für die aktuell schwierige Situation im Umgang mit Waldbränden. Aber es gehört mehr dazu und es war absehbar, dass Waldbrände besonders in Brandenburg zunehmend zum Problem werden würden.

Waldbrandprävention dient nicht nur dem Wald-, Natur- oder Klimaschutz, sondern bedeutet in erster Linie den Schutz von Menschen.

Interdisziplinäre Betrachtung

Waldbrandmanagement erfordert eine kontinuierliche Integration des Wissen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, dem Forst, der abwehrenden Brandbekämpfung und dem Naturschutz. Es bedeutet eine gute Koordinierung aller Maßnahmen mit dem Fokus auf dem Feuer selbst und dem Zweck des gemeinsamen Zieles einer waldbrandresilienten Landschaftsgestaltung. Mir ist dieser interdisziplinäre Austausch, die ganzheitliche Betrachtung eines Projekts besonders wichtig und Grundlage meiner Arbeitsweise. 

Internationale Betrachtung

In Wissenschaft und Praxis gibt es internationale Standards im Feuermanagement, die aus langjährigen Erfahrungen in Waldbrandländern entstanden sind und sich kontinuierlich weiterentwickelt haben. Bei offensichtlichen, regionalen Unterschieden lässt sich doch ein Vergleich mit anderen Ländern aufstellen, denn Feuer brennt auf der ganzen Welt nach der gleichen Gesetzmäßigkeit und nur unter bestimmten Bedingungen. Für meine Arbeit greife ich auf dieses bereits bestehendes Wissen besonders aus dem nordspanischen Autonomiegebiet Katalonien zurück und übersetze es auf die hiesigen Gegebenheiten. 

 

Ziele meiner Arbeit

Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

Brandherde verfolgt in Strategie und Leitbild, bei der Beratung und in der Entwicklung von Konzepten, bei den Empfehlungen für Schutzmaßnahmen mit Mehrfachnutzen stets die Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Schutz der Bevölkerung vor Waldbränden

Dass Waldbrände eine reale Gefahr für die Bevölkerung sein können, wird in Deutschland zunehmend präsent. Nicht nur die Anwohner von Waldsiedlungen, sondern auch die Einsatzkräfte der Feuerwehren, werden durch Waldbrände besonders in Brandenburg einem großen Risiko ausgesetzt. Waldbrandvorsorge ist mehr als Wald-, Natur- oder Klimaschutz. Das höchste Ziel ist der Schutz des Menschenleben.

Wasserspeicher Wald und Grünland

Der Wald ist ein wichtiger Akteur im Wasserkreislauf. Er speichert Wasser und generiert Grundwasser. Verschiedene Faktoren beeinflussen diese Prozesse unter immer extremeren Wetterbedingungen. Trockenheit und höhere Temperaturen führen zu mehr Konkurrenz unter den Bäumen, vor allem in dichten Waldbeständen. Die Humusauflage auf dem Waldboden ist ein wichtiger Faktor, der zur Wasserspeicherung beiträgt. Beweidetes Grünland hat im Durchschnitt eine dickere Humusauflage als ein Kiefernwald. Beweidung wirkt bei gutem Management bodenaufbauend und könnte zu einer besseren Wasserspeicherfähigkeit im Wald beitragen.

Schäfer fördern – traditionelle Berufe erhalten

Der Beruf des Schäfers bewegt sich in Deutschland am Existenzminimum. In der Landschaftspflege erfüllen Schäfer mit ihren Tieren wichtige Ökosystemleistungen. Sie sind für den Erhalt verschiedener Biotope unabdingbar. Eine zusätzliche Funktion in der Waldbrandvorsorge, zur Kontrolle der Bodenvegetation, schafft neue Bereiche für Schäfer, die zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage dienen könnten. Gleichzeitig entstehen Produkte aus artgerechter Tierhaltung, bei denen die Wertschätzung durch den geleisteten Waldbrandschutz höher und im Preis verankert werden kann. Das umfangreiche Wissen über das Hüten von Tieren ist ein wichtiges kulturelles Erbe.

Innovation im Waldbrandmanagement

Es gibt in Deutschland neben dem Waldumbau kaum eine angewandte alternative Methode zur Waldbrandvorsorge. Waldbauliche herkömmliche Maßnahmen, wie Waldbrandriegel und Schutzstreifen, werden für zukünftige Extremwetterereignisse nicht mehr ausreichen. Kontrolliertes Brennen ist eine effektive Methode zur Waldbrandvorsorge, wird in Deutschland aber eher selten als regulär angewandt. In Deutschland brauchen wir dringend ein innovatives Feuermanagement. Wir können auf Jahrzehnte lange nationale und internationale Forschungsergebnisse aus der Feuerökologie zugreifen. Lediglich die Waldbrandfrüherkennung wurde so angewandt, dass sie im internationalen Vergleich mithalten kann. Allerdings ist das wenig hilfreich, wenn weder die aktive noch die präventive Waldbrandbekämpfung in Deutschland auf zukünftige Waldbrände vorbereitet ist.

Ressourcen effizienter nutzen und schützen

Eine der wichtigsten Ressourcen für  nachhaltiges Bauen ist Holz. Darunter  ist die Kiefer eine sehr ertragreiche Baumart in Brandenburg. Bei allen Nachteilen, die Kiefermonokulturen mit sich bringen, sind wir trotzdem abhängig von einer ausreichenden Holzproduktion für eine klimaneutrale Zukunft. Die FAO ruft dazu auf, Wälder nicht stillzulegen, sondern sie zu nutzen und zu schützen. Kieferwälder lassen sich nicht nur mit Waldumbau aufwerten, sondern auch durch eine Umstrukturierung der Bestände. Durch eine räumliche Ordnung im Wald kann die schnelle Ausbreitung von Feuer vermieden werden. Strategisch angelegte halboffenen Bereiche kommen auch der lichtliebenden Kiefer zu Gute. Weidetiere könnten diese Flächen durchforsten und  von Bodenvegetation freihalten. Herden mit einer großen Anzahl an Tieren lassen sich beim Hüten artgerecht halten und stellen einen ökologischen Mehrwert dar, im Gegensatz zu der üblichen Massentierhaltung, die ethisch und umwelttechnisch nicht vertretbar ist. 

Anpassung an Wetterextreme

In der Forstwissenschaft ist Waldumbau die Antwort auf den Klimawandel. Einen aktuellen Schutz vor Waldbränden bietet er derzeit aber noch nicht. Viele Baumarten haben Strategien gegen das Feuer entwickelt, die genutzt werden können, um den Wald an Feuer anzupassen, statt davon auszugehen, dass Waldbrände gänzlich verhindert werden können. In arttypischen lichten Wäldern ist die Kiefer eine an Feuer angepasste Baumart. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in Sibirien überlebt sie Bodenfeuer problemlos und profitiert sogar davon. Das Problem der Anfälligkeit für Feuer und Krankheiten bei der Kiefer, ist in erster Linie die dichte Monokultur und nicht die Baumart selbst. Eine Auflichtung des Kiefernbestandes würde zu einer Vergrasung des Waldbodens führen. Durch Beweidung könnte die Bodenvegetation solcher Flächen kurz gehalten werden. Dadurch entstehen waldbrandresiliente, artenreiche Biotope bei gleichzeitiger Forstnutzung.

Landökosysteme schützen

„Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen.“

Quelle: https://www.17ziele.de/

Erfahrungen aus Waldbrand erprobten Ländern nutzen

Waldbrandländer, in Europa vor allem im Mittelmeerraum, haben lange Erfahrungen in der präventiven und aktiven Bekämpfung von Waldbränden. Ständig wird dieses Wissen weiterentwickelt und angewandt. Dass es trotzdem zu Katastrophen kommen kann, zeigt, dass das Feuer immer bessere Konditionen für große und intensive Brände vorfindet. Im Süden Europas ist durch Landflucht eine Landschaft aus verwilderten biomassereichen Wäldern zurückgeblieben, die leicht entzündlich sind und intensiv brennen. In Deutschland wird das Feuer durch klimatische Veränderungen, an die unsere Wälder nicht angepasst sind, begünstigt. Bei allen offensichtlichen Unterschieden zwischen Deutschland und Südeuropa, brennt Feuer trotzdem auf der ganzen Welt nach der gleichen Gesetzmäßigkeit. Wir können uns an der Praxis aus erfahrenen Ländern orientieren. Mit Partnerschaften zwischen Feuerwehren, Projekten oder wissenschaftlichen Einrichtungen, könnten wir von den Erfahrungswerten besser profitieren.
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